Umweltfreundlicher Radschnellweg RS2 muss gegenüber der Bahn den Vorzug bekommen

Die Diskussion ist bei weitem nicht neu, aber sie bewegt uns seit Jahren: Wie steht es um die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Bocholt und der der Stadt Coesfeld (mit Anschluss nach Münster) sowie des Radschnellweges RS2 von der Stadt Isselburg bis zur Stadt Velen. Beide vorhaben haben eines gemeinsam: Sie sollen auf der gleichen Strecke entstehen.

„Wir diskutieren hier ein Infrastrukturprojekt im Kreis Borken, das sehr wichtig ist, da es in absehbarer Zeit eine extreme Verbesserung für die Menschen ermöglichen wird,“ sagt Werner, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Rhede. Es ist daher wesentlich, die Fakten zur Umsetzung der Bahnreaktivierung oder es Baus des RS2 sachlich und fachlich korrekt abzuwägen. Dabei fällt zum einen der massive Unterschied bei den Baukosten ins Auge, während für den Bau des Radschnellwegs 42 Millionen Euro veranschlagt werden, Rechnen die Planer bei der Bahn mit der zehnfachen Summe, nämlich gut 440 Millionen Euro. Zudem ergab eine Machbarkeitsstudie für die Bahn ein Nutzen / Kosten – Verhältnis von insgesamt 0,86, was bedeutet, die Bahnreaktivierung ist aktuell auch nicht förderfähig durch Bund und Land, denn die setzen dafür einen Faktor von mindesten 1 voraus. Allerdings haben sich die Bewertungskriterien hier mit dem Regierungswechsel in Berlin geändert, so dass nun eine erneute Prüfung erfolgt. Doch selbst wenn der Wert dann knapp über 1 liegen sollte, ist das keine Garantie für eine Förderung, sondern es eröffnet nur die Möglichkeit sich um Fördergelder zu bewerben. Dabei gilt es zu bedenken, dass sich im Moment sehr viele Gemeinden um den Aus oder Neubau von Bahntrassen bewerben, die einen viel höheren Nutzen/Kostenfaktor aufweisen als die Bahnstrecke Bocholt – Coesfeld.

Die Grünen in Rhede haben sich im Rat der Stadt für den Bau des Radschnellwegs stark gemacht und drängen auf eine schnellstmögliche Umsetzung. Sie führen eine Vielzahl von Argumenten auf, die dafür sprechen, jetzt den Bau des RS2 anzugehen. Ganz zentral ist dabei die Einsparung von fast 6000 Tonnen CO2 pro Jahr. „Die Zahl der fahrradfahrenden Menschen, die ein entsprechendes Netz unbedingt brauchen, nimmt stetig zu“, betont Werner Messing. Immer mehr Menschen wünschen sich eine Infrastruktur, die auch den täglichen Weg zur Arbeit mit dem Rad möglich macht. Durch die gesundheitlichen Effekte des vermehrten Radfahren wird daher eine Einsparung von mindesten 2 Millionen Euro an Krankheitskosten prognostiziert. Zudem verlängert Radfahren die Lebenszeit (das ist inzwischen nachgewiesen) um etwa 2,7 Jahre gemessen an der gesamten Bevölkerung. Der Radschnellweg führt zu einer Verringerung der Verkehrsunfälle im Einzugsbereich. Dadurch gäbe es im Schnitt im Jahr vier Schwerverletzte und 23 Leichtverletzte insgesamt auf allen Straßen der Region weniger. Vorhaltungen der Radschnellweg sei nicht generationengerecht tritt Messing entgegen: „Ältere Menschen wie auch Menschen mit Behinderung profitieren gerade von einem gut ausgebauten Radschnellweg, denn sie können diesen hervorragend mit Drei- oder Vierrädern befahren.. Es werden keine Menschen in unserer Verkehrspolitik benachteiligt.“

Grundsätzlich machen sich die Grünen auch für einen Ausbau des Bahnnetzes stark, wo immer es möglich ist. Allerdings sind die Probleme und Hürden, die für eine Wiederinbetriebnahme der Strecke Bocholt-Coesfeld genommen werden müssen, sehr hoch. Große Teile der Trasse für die Bahn stehen nicht mehr zu Verfügung, daher müsste die Trasse in Bocholt verschwenkt werden, bestehende Brücken müssen aufwändig saniert werden, der Rheder Kreisverkehr liegt im Trassenband, die Haltestelle Rhedebrügge wird anderwärtig genutzt und den ehemaligen Bahnsteig gibt es nicht mehr und der Bahnhofsvorplatz in Borken ist teilweise überplant worden und steht jetzt schon nicht mehr zur Verfügung. Auf dem weiteren Weg nach Coesfeld ist die Trasse nicht mehr vorhanden und alle Brückenbauwerke zwischen Borken und Coesfeld müssen neu gebaut werden. Ebenso müssen an allen Kreuzungen mit Straßen Kreuzungsbauwerke errichtet werden, Ausnahmen für beschrankte Querungen) sind nur für Straßen denkbar, auf denen weniger als 500 Autos am Tag verkehren. Das trifft eigentlich nur auf Wirtschaftswege in den Bauernschaften zu.

Eine Einschätzung, die auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag, Jens Steiner teilt: „ich verstehe den Wunsch Vieler nach einer Reaktivierung der Bahnstrecke, aber es gehört zur Wahrheit dazu, dass die Voraussetzungen dafür schwierig sind. Wer sich für die Bahntrasse stark macht, braucht sehr deshalb viel Geld und sehr viel Zeit. Es hat in Nordrhein-Westfalen bislang noch kein einziges erfolgreiches Reaktivierungsprojekt gegeben, bei dem die Schienen in Gänze nicht mehr vorhanden waren. Wenn es also zu einer Reaktivierung der Strecke kommt, dann reden wir von einem Zeitraum, den viele von uns nicht mehr erleben werden. Selbst bei optimalem Planungsverlauf wird es mindestens 30 Jahre dauern, bis auf der Strecke ein Zug fährt. Und in der Zeit kann auf einem Radschnellweg – der obendrein die Trasse auch weiterhin freihalten würde – sehr viel Radverkehr fließen.“

Rahmendaten und Baukosten

Bahn: Bocholt-Coesfeld Radschnellweg: Isselburg-Velen
439.701 Millionen €
Kosten für Lärmschutz kommen hinzu
42,0 Millionen € keine weiteren Kosten
Elektrifizierung nur bis Rhede, –
danach Dieselzüge notwendig
Zeitraum: mindestens 30 Jahre bis zur Fertigstellung Zeitraum: 5-7 Jahre bis zur Fertigstellung

Auswirkungen auf die Umwelt

Bahn:
Verfestigung des Bodens um schwere Züge dort sicher fahren zu lassen
Radschnellweg:
Nutzung des größten Teils der früheren Bahnstrecke (50 %)
Dadurch Boden, der mit Umweltgiften vor Pflanzen geschützt werden muss etwas breitere Fahrbahn für den breiteren Radweg
Fast die gleichen Bäume und Pflanzen wie beim RS 2 werden verschwinden Bäume und Pflanzen werden vernichtet
Einsparung an CO 2 ? Einsparungen an CO 2 etwa 5992 Tonnen pro Jahr

 

 

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